Wenn sich erfahrene Hände alter Möbelstücke annehmen,
dann steckt dahinter eine Mischung aus Liebe zu den Objekten, Begeisterung
für den Idealismus mancher Kunden aber auch viel Geduld und Hartnäckigkeit. |
Zuallererst... Dass
"die alte Zeit" nicht immer so gut war wie es uns die Redewendung weismachen
will, wissen die meisten inzwischen. Begibt man sich aber in die Josefstadt
( für Nicht-Wiener: in den achten Wiener Gemeindebezirk ), kann
man den vergangenen Epochen durchaus einiges Positives bzw. Schönes
abgewinnen. In vielen - meist renovierten - historischen Gebäuden
haben sich kleine Betriebe eingemietet , die in Ergänzung zu dem
Umfeld kunst- und wertvolle Gegenstände herstellen und anbieten.
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Von
der ersten Werkstatt ...
Matthias Laggner arbeitete nach seinem
Gesellenbrief bei Herrn Netolitzky, einem Restaurator und profitierte
dabei laut eigener Aussage am meisten von dem handwerklichen Können
seines Chefs.
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zum Biedermeierhaus
Durch Zufall fand er ein
geeignetes Objekt in einem Haus aus dem Jahr 1811, das nun den würdigen
Rahmen für die Präsentation von hauptsächlich Biedermeiermöbeln
bietet. |
Die
Firmengründung
Matthias Laggner entschied
sich für die Gründung eines Einzelunternehmens, eine für
Kleinunternehmer günstige Gesellschaftsform. Auch die administrativen
Tätigkeiten, die Buchhaltung und - neuerdings - Werbemaßnahmen
managt er im Alleingang. Unerlässlich hingegen ist (wie für
jeden Selbständigen) die Unterstützung durch einen Steuerberater. |
Biedermeier
als Trend
Der
Schwerpunkt des Einzelunternehmens liegt in der Restaurierung von Biedermeiermöbeln.
Es scheint, als hätte die vor allem der 80er-, Anfang der 90er-Jahre
starke Nachfrage nach Jugendstilmöbeln etwas nachgelassen und sich das
Interesse in Richtung Biedermeier verlagert. Diese verstärkte Nachfrage
gleich als Trend zu bezeichnen wäre aber laut Matthias Laggner übertrieben. |
Eröffnung
des Schauraums Anlässlich der Schauraumeröffnung wurde ein Serienbrief an alle über die Jahre in der Kundendatei gesammelten Adressen geschickt. Von Seiten der Kunden kamen durchwegs positive Reaktionen; der schön gestaltete Schauraum wurde von allen gelobt, und auch Passanten bringen immer wieder ihr Intresse zum Ausdruck. Mit der Besichtigung der Möbelstücke in den Kundenwohnungen erhält man einen persönlicheren Zugang und lernt auch private Seiten der Kunden kennen. Zu den erfreulichsten Seiten des Berufs gehören Kunden, die bei einem Treffen Jahre später noch immer von ihrer Freude an den restaurierten Möbel erzählen. Vor Weihnachten wurde eine zweite Direktmailing-Aktion gestartet und Einladungen zu einem gemütlichen Punschtrinken verschickt. Auch in Zukunft will Herr Laggner zwecks Kundenakquistion Einladungen in ähnlicher Form versenden. startseite |
Die
Liebe zum Detail
Ja die Zeiten haben sich
geändert: Während in den 70er-Jahren ganze Verlassenschaften
(inkl. josephinischen Stücken) zu Spottpreisen angeboten wurden
oder sogar noch für die Abholung gezahlt wurde, ist es heute Usus,
dass die Erben sofort einen Dorotheumsangestellten oder gleich mehrere
Fachkundige zuziehen. |
Der
vereinbarte Preis
Wird
ein Stück begutachtet, untersucht man den allgemeinen Zustand der
Furnier, der Laden etc., aber das wirkliche Ausmaß kann erst nach
dem vollständigen Auseinandernehmen in der Werkstatt gesehen werden.
In manchen Fällen kommt man erst darauf, dass wesentlich mehr Arbeitsaufwand
erforderlich ist. Auf den veranschlagten Preis hat dies dann natürlich
keinerlei Auswirkung mehr. Resümierend stellt der Professionist
fest: In der reinen Restaurierungsarbeit steckt zu wenig Gewinn. Das
war auch mit ein Grund den Schritt zu dem Verkaufslokal zu wagen. Obwohl,
realistisch betrachtet, er noch einige Jahre vor allem von Auftragsrestaurationen
leben wird. |
Virtueller
Schauraum
Der
Schauraum und die Werkstatt sind, außer wenn Herr Laggner auf
Kundenbesuch ist, immer geöffnet. Die Domain "www.altemoebel.at" ist bereits registriert, und Herr Laggner wird den Internet-Auftritt des Unternehmens gestalten. Dadurch haben bald auch Kunden außerhalb Wiens die Möglichkeit, einen Eindruck von der Qualität der Laggnerschen Kunst zu bekommen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Anstatt telefonisch lang und breit zu erklären, wie ein Stück aussieht, genügt der Hinweis auf die Homepage, und der potenzielle Kunde kann per Mausklick das gewünschte Mobiliar betrachten. Sagt es ihm zu, kann er es dann im realen Geschäft besichtigen; Sinn der Homepage ist es vor allem, die Kunden zu animieren den Laden zu besuchen. Matthias Laggner kann sich für (reine) Online-Shops und Telefonverkäufe nicht so richtig erwärmen und setzt statt dessen lieber auf ein persönliches Gespräch, das ein individuelleres Eingehen auf die jeweilige Person ermöglicht. startseite |
"1907 kam Fritz Waerndorfer, ein geistreicher Gentleman mit sehr viel Geld und Geschmack - zwei Dinge, die bekanntlich fast nie beisammen sind-, auf den Gedanken, durch die Wiener Werkstätte ein Cabaret bauen zu lassen. Sowohl die bunt gekachelte Bar wie der ganz in Schwarz und Weiß gehaltene Zuschauerraum war eine Kostbarkeit an Intimität und Noblesse." |
Das
Lokal stellte zu jener Zeit einen Künstler-Treffpunkt dar, in dem
die bedeutenden Persönlichkeiten der damaligen Zeit ein- und ausgingen. So ist es leicht möglich, dass Oskar Kokoschka, Alma Mahler und ihre Freunde auf diesem Ensemble saßen, sich unterhielten oder über aktuelle Probleme diskutierten. Derzeit ist der Stuhl noch in unrestauriertem Zustand; findet sich ein Käufer, wird er in der Werkstatt - mit Sorgfalt und den ihm gebührenden Respekt restauriert. Und um den Verkaufspreis danach bezahlen zu können, muss die Verfasserin noch viele Artikel schreiben. startseite |